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/ Ukrain: Wéi sech de Krich op d’Liewe vun de Kanner auswierkt

Interview mat der Unicef

Ukrain: Wéi sech de Krich op d’Liewe vun de Kanner auswierkt

Zanter zwee Joer dominéiert de Krich den Alldag an der Ukrain. Virop déi Milliounen ukrainesch Kanner leiden ënnert dem Konflikt. Mir hu mam Unicef-Mataarbechter Paul von Kittlitz geschwat, deen zu Kiew stationéiert ass. Am Gespréich mam Maxi Pesch erzielt hien aus éischter Hand, wéi sech de Krich op d’Liewe vun de Kanner auswierkt.

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Ukrainkrich Kand | © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld play_arrow
Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

De ganzen Interview kënnt Dir ënnert dem Artikel liesen.


D’Kanner hätten et och no zwee Joer Krich nach ëmmer immens schwéier an de Krich géif hinnen hier Kandheet klauen esou de Paul von Kittlitz.

"Über 18.000 Kinder sind seit Februar 2022 getötet oder verletzt worden. Dieses Jahr sind weitere Kinder getötet worden, und zwei von ihnen waren weniger als ein Jahr alt. Mehr als zwei Drittel der Kinder in der Ukraine sind mindestens einmal vertrieben worden in den letzten zwei Jahren, und das führt zu Trennungen der Kinder von Familien, Freunden und anderen, die ihnen nahestehe."

Déi psychologesch Gesondheet vun de Kanner géif staark dorënner leiden. Méi wéi 3.800 Schoule wieren beschiedegt ginn esou den Unicef-Mataarbechter zu Kiew. Den Zougang zur Bildung wier limitéiert.

"Ein Beispiel ist, dass im Vergleich zu 2018 Kinder in der Ukraine 2022 was das Lesen betrifft, zwei Jahre hinterher waren, und was Mathematik betrifft, ein Jahr hinterher waren."

Liewensrettend Hëllef un der Front

D’Unicef géif alles dru sëtze fir de Kanner psychologesch Ënnerstëtzung, sécher Spillplazen a Bildungsméiglechkeeten ze bidden, esou de Paul von Kittlitz. Doriwwer eraus géif d’Unicef liewensrettend Hëllef un der Front leeschten.

"Da geht es um lebensrettende Maßnahmen wie Winterkleidung, um durch den Winter zu kommen. Es geht auch um Wasserversorgung. Also ganz grundlegende Bedürfnisse, die wir entlang der Frontlinie erfüllen."

Perséinlech hätt de Paul von Kittlitz och scho mulmeg Momenter erlieft an deenen hien d’Drockwelle vun enger Explosioun gespuert huet. Mee d’Aarbecht, déi hie fir d’Kanner an der Ukrain leescht, géif hie motivéieren, fir weider ze maachen.

D’Unicef rifft dann och zu weidere humanitärer Hëllef op fir de Kanner an der Ukrain eng besser Zukunft ze erméiglechen.

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Wie haben Sie persönlich die Veränderungen in der Ukraine seit Beginn des Konflikts vor zwei Jahren erlebt? Welche Momente haben Sie am meisten berührt oder erschüttert?

Gute Frage. Wir kommen natürlich viel rum. Wir sehen viel vom Land und wir sehen aus erster Hand, wie sich der Krieg auf die Kinder und auf ihr Leben auswirkt. Und das sieht man besonders plastisch im Osten und im Süden des Landes, wo der Krieg ununterbrochen weitergeht. Aber man sieht es auch im Westen und in anderen Teilen des Landes, wo Kinder vertrieben worden sind und viele Kinder nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten, sondern in Flüchtlingsheimen weiterleben und ihr Leben nachhaltig von der Situation betroffen ist. Kinder haben es nach wie vor sehr schwer in der Ukraine, und der Krieg beraubt sie einer normalen Kindheit. Der Krieg geht seit zwei Jahren ununterbrochen in seiner jetzigen Form weiter, und Kinder erleben täglich Gewalt und Zerstörung. Über 18.000 Kinder sind seit Februar 2022 getötet oder verletzt worden.

Dieses Jahr sind weitere Kinder getötet worden, und zwei von ihnen waren weniger als ein Jahr alt. Mehr als zwei Drittel der Kinder in der Ukraine sind mindestens einmal vertrieben worden in den letzten zwei Jahren, und das führt zu Trennungen der Kinder von Familien, Freunden und anderen, die ihnen nahestehen. Laut Regierungsangaben sind über 3800 Schulen zerstört und beschädigt worden. Das hat zur Folge, dass der Zugang zur Bildung für Kinder sehr eingeschränkt ist. Nur die Hälfte der Schulkinder nimmt am normalen Präsenzunterricht teil. Für alle anderen heißt das, dass sie seit Jahren Online-Unterricht wahrnehmen. Das hat natürlich nicht nur kurzfristige Konsequenzen für Kinder und ihre Familien, sondern langfristige und besorgniserregende. Ein Beispiel ist, dass im Vergleich zu 2018 Kinder in der Ukraine 2022 was das Lesen betrifft, zwei Jahre hinterher waren, und was Mathematik betrifft, ein Jahr hinterher waren.

Es hat natürlich auch ganz erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Kinder. Wenn man sich vorstellt, dass in Gegenden entlang der Front im Osten und Süden des Landes Schulen völlig geschlossen sind aufgrund der Sicherheitslage und dass Kinder Unterricht nur noch in Luftschutzkellern wahrnehmen können, dann kann man sich vorstellen, dass manche Kinder seit Jahren nicht miteinander spielen können und einander nicht sehen. Und das ist das, was ich damit meine, dass das keine normale Kindheit mehr ist. Ihre Kindheit ist ausgesetzt und durch eine ganz andere Situation ersetzt worden. Man muss sich das auf landesweiter Ebene vorstellen, was das für Auswirkungen auf Millionen von Kindern hat.

Als Zeuge des Leids und der Not in der Ukraine, was glauben Sie, sind die dringendsten Bedürfnisse der betroffenen Kinder? Und wie kann UNICEF dazu beitragen, diese Bedürfnisse zu erfüllen und den Kindern in der Ukraine eine bessere Zukunft zu ermöglichen?

Natürlich wäre es das beste, wenn der Krieg morgen vorbei wäre. Kinder brauchen Normalität. Sie brauchen einander, sie müssen spielen können und einen normalen Alltag erleben, wo sie auch mal andere Erwachsene erleben als nur die in ihrem eigenen Zuhause, und auch mal vor die Haustür kommen. Am besten wäre es, wenn der Krieg vorbei sein könnte. Aber in der Zwischenzeit müssen wir versuchen, ihnen gewisse Normalität zu schaffen. Und das ist, was UNICEF versucht zu tun. Wir haben allein im letzten Jahr 2,5 Millionen Kindern und ihren Eltern und Betreuern psychologische Unterstützung geboten. Das reicht von psychologischem bis hin zu hundegestützter Therapie für Kinder, bei der speziell ausgebildete Therapiehunde eingesetzt werden.

Wir bieten Kindern auch Orte an, wo sie in Sicherheit spielen können und einfach Kinder sein dürfen, und wo wir die Eltern ein paar Stunden entlasten können. Im Schulbereich haben wir 1,3 Millionen Kindern mit Hilfsmitteln erreicht. Das fängt an mit Tablets, Computern, die ihnen den Zugang zum Online-Unterricht ermöglichen, ohne dass sie das Handy ihrer Mutter dafür ausleihen müssen. Und es reicht bis zur Renovierung und Ausbau von Kellern in Kindergärten und Schulen, um aus ihnen Luftschutzkeller zu machen, in denen Kinder spielen können und wo Unterricht stattfinden kann.

UNICEF leistet auch lebensrettende Hilfe entlang der Front. Da geht es um lebensrettende Maßnahmen wie Winterkleidung, um durch den Winter zu kommen. Es geht auch um Wasserversorgung. Also ganz grundlegende Bedürfnisse, die wir entlang der Frontlinie erfüllen.

Wie werden die Mittel, die UNICEF für die humanitäre Hilfe in der Ukraine erhält, eingesetzt? Gibt es Transparenz- und Rechenschaftsmechanismen, die sicherstellen, dass diese Mittel effektiv und effizient verwendet werden?

Was die Transparenzmaßnahmen betrifft, folgt UNICEF rigoros den Standards, die UNICEF auf der ganzen Welt einsetzt. Das reicht von der Verwaltung der Mittel über die Standards, die wir für die Identifizierung der Partner haben, bis hin zum aktiven Monitoring der Arbeit der Partner im Detail und im Feld. Das ist eine Rolle, die UNICEF spielen kann, weil wir Präsenz im ganzen Land haben.

Angesichts der oft traumatischen Erlebnisse, denen die Kinder in der Ukraine ausgesetzt sind, wie gehen Sie persönlich mit den Emotionen um, die sich aus Ihrer Arbeit ergeben? Gibt es Momente, die besonders schwer zu ertragen sind, und wie finden Sie Kraft und Hoffnung inmitten dieser Dunkelheit?

Natürlich betrifft uns das auch persönlich. Es hat ein paar Momente gegeben, wo die Bombardements nachts besonders heftig waren und wo man am eigenen Leib erfahren hat, dass die Raketen sehr nah von einem einschlagen. Manchmal fühlt man sogar die Druckwelle einer Explosion in der eigenen Brust. Das sind Momente, wo einem natürlich etwas mulmig werden kann. Aber man muss sich vernünftig verhalten, man muss einigermaßen für sich selbst wissen, wie man Gefahren einschätzt. Ansonsten motiviert natürlich die Arbeit selbst. Wir tun diese Arbeit von Herzen für die Kinder der Ukraine, und das reicht als Motivation, auch wenn es manchmal ein bisschen hart wird.

Welche Botschaft möchten Sie an diejenigen senden, die Ihnen heute zuhören und möglicherweise von der Bedeutung der humanitären Hilfe für die Kinder in der Ukraine erfahren?

Die Botschaft ist eigentlich die: Der Krieg geht seit 2 Jahren weiter, und er hört nicht auf, und er hört nicht heute und nicht morgen auf. Und die Zahl der Opfer ist groß. Aber die Bedürfnisse bleiben sehr hoch. Die Zerstörung im Land ist sehr weitreichend. Wir haben Millionen vertriebene Kinder, und wir haben eine aktive Front, die viele 100 Kilometer lang ist, wo es immer weitergeht. Das führt dazu, dass die Bedürfnisse der Kinder heute so groß wie je sind, wenn nicht größer. Deswegen sind wir auch weiterhin auf humanitäre Hilfe angewiesen. Und solange der Krieg weitergeht, wird das auch der Fall sein. UNICEF ist vor Ort und bleibt vor Ort und wird sich weiter einsetzen, und wir sind dankbar, auch im Namen der Kinder der Ukraine, für alle Hilfe, die wir erhalten. Wir brauchen sie so sehr wie je oder wie nie zuvor.

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