Vorbilder zitieren, jedoch eigenständig bleiben
Der Gesang von Sängerin Anja Kasten wird gerne mit dem frühen Gesang von Annette Humpe bei Ideal verglichen, charakterisiert durch das leichte Überschlagen der Stimme zum Ende einer Phrase und das manchmal Wütende und Rufende. Die studierte Künstlerin hat sich aber, wie sie sagt, nicht bewusst daran orientiert, sondern eher am Gesang von britischen Frauen Punk Bands. Und deshalb klingt die Band auch ganz eigenständig. Auf ihrem zweiten Album beleuchten sie die menschliche Existenz im Postkapitalismus und fassen diese immer wieder in kulinarische Metaphern. Mit einem Augenzwinkern werden aber auch, zum Beispiel im Song "Top Jeff", die Vorbilder "Ideal" sogar zitiert: "Dein Bohnen-Chili ist phänomenal. Dein veganes Curry macht mich so sentimental!"
Songs, die wie expressive Theaterstücke performt werden
Der Sound auf Speisekammer des Weltendes ist der bisher ausgefeilteste von Erregung Öffentlicher Erregung. Das Album wurde von Olaf Opal produziert, der seit Jahren einer der gefragtesten Produzenten und Mixer im Bereich Indie und Alternative ist und auch schon Alben von International Music und The Düsseldorf Düsterboys produziert hat. Er schafft es sehr gut, das Spannungsfeld zwischen Indie und Pop zu überbrücken. Und das hört man auch auf Speisekammer des Weltendes.
Denn auf dem Album treffen die Drums in aller Klarheit auf treibende E-Gitarren oder träumerische Keyboards, während sich im Gesang von Anja Kasten all das spiegelt, was die Welt so schön und schrecklich macht. Unter Anderem der Frust über eine verstaubte Gesellschaft, die sich oft nur noch mit beißendem Humor ertragen lässt.
Ein grossartiges Album, auf dem fast jeder Song wie ein kleines expressives Theaterstück performt wird und doch nicht prätentiös klingt. Es ist mit dem Sound und den cleveren Texten, die das nahende Weltende vertonen, unmöglich zu ignorieren. Hier gibt es viel zu entdecken, man muss sich nur drauf einlassen.