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Album vun der Woch

"Golden Years" - Tocotronic: Golden Years als Doppelsinnigkeit

Mit ihrem 14. Studioalbum "Golden Years" haben Tocotronic ein zupackendes, aber auch zartes Indie-Rock Album herausgebracht, das Trost und Hoffnung in finsteren Zeiten vermitteln soll.

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Tocotronic (v.l.n.r.: Jan Müller, Dirk von Lowtzow und Arne Zank) | © Noel Richter play_arrow
Tocotronic (v.l.n.r.: Jan Müller, Dirk von Lowtzow und Arne Zank) (Foto: Noel Richter)

Nach dem weißen und roten Album ist das goldene Cover ein Verweis auf die eigene Geschichte, die vor 30 Jahren beim Hamburger Indie-Label L’Age d’Or begann. Mit "Golden Years" haben Sie einen Albumtitel gewählt, der nicht in völlige Düsternis abgleiten kann, weil er eine spannende Ambivalenz in sich trägt. Denn der Titel erinnert auch an den gleichnamigen Song von David Bowie und natürlich an die sogenannten Goldenen Zwanziger vor hundert Jahren. 

Im Tenor ist Golden Years aber nicht besonders glamourös oder optimistisch, wie man zum Beispiel im Song "Denn sie wissen, was sie tun" hören kann. Er warnt vor gefährlichen Menschen, die "Fiesheit als Identität" leben und immer zahlreicher werden. Und das ohne explizit die AfD oder andere Rechtsextreme zu nennen, versteht sich das von selbst. Auch in der Band ging es letztes Jahr etwas trauriger und ernster zu, denn nach Fertigstellung des Albums bat Gitarrist Rick McPhail aus gesundheitlichen Gründen um eine Auszeit. 

Altbekannter Indie-Rock Sound 

Musikalisch bewegt sich "Golden Years" im inzwischen gewohnten Spannungsfeld von Gitarrenrock und Indie-Pop. Die psychedelische Gitarre von Rick McPhail dringt immer wieder durch und der Sound ist teilweise auch wieder etwas ruppiger und reduzierter als zuletzt auf "Nie Wieder Krieg" aus dem Jahr 2022.

Es klingt gleichzeitig aber auch sehr wohlig und schön abgemischt wie im Titelsong "Golden Years", bei dem schon fast eine kitschige Lagerfeueratmosphäre entsteht. Aber bei all der musikalischen Einfachheit machen es wie immer die tiefgründigen Texte und die markante Stimme von Dirk von Lowtzow so besonders. 

Das bisher intimste Album

Sänger Dirk von Lowtzow hat erzählt, dass es bis jetzt ihr intimstes Album sei, da die Band rein persönlich und biografisch jetzt in einem Alter ist, in dem sie mit Themen wie Trauer und Abschied viel stärker konfrontiert werden. Die Texte handeln von Alltagserfahrungen des Ich-Erzählers. Golden Years trägt generell eine spürbare Melancholie in sich, vielleicht sogar eine gewisse Düsternis.

Es ist aber auch ziemlich frisch auf seine Art. Hier trifft Hoffnungslosigkeit auf beherzte Heiterkeit. Ein gleichermaßen intimes und politisches Album, das wieder einmal beweist, warum Tocotronic seit 30 Jahren eine feste Größe der deutschen Musikszene sind.

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