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/ Der Mensch der Zukunft

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Der Mensch der Zukunft

Jedes Jahr, am dritten Donnerstag des Monats November, feiern wir den Welttag der Philosophie. Kreiert wurde dieser Tag von der UNESCO. Sie will damit den Wert der Philosophie für die Welt unterstreichen.

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3 min

Foto: unsplash

Philosophie kann die Welt verändern, weil sie die Art und Weise verändern kann, wie wir Menschen denken. Am Welttag der Philosophie steht natürlich nicht dieser Philosoph, jene Philosophin oder eine besondere philosophische Disziplin im Mittelpunkt, sondern die Philosophie an sich, als etwas wertvolles für die gesamte Menschheit. Jetzt kann man sich die Frage stellen: ist Philosophie denn überhaupt etwas, das die Menschen über kulturelle und sprachliche Grenzen hinaus miteinander verbindet?

Die Fragen, mit denen sich die Philosophie beschäftigt, sind Fragen, die sich alle Menschen auf dieser Erde stellen, egal zu welcher Kultur sie gehören. Zum Beispiel: Was ist meine Identität? Ist es immer moralisch verwerflich, unehrlich zu sein? Was ist real? Wieviel Macht soll der Staat haben? All das sind Fragen, die sich Menschen überall auf der Welt stellen und immer schon gestellt haben - ob nun im Tibet, in Texas oder in Timbuktu.

Philosophie, die universale Sprache des Denkens

In ihrem Argumentaire schreibt die UNESCO die Philosophie sei "die universale Sprache des Denkens". Wir Menschen sind denkende Wesen und unser Denken äußert sich auf verschiedene Arten und Weisen, in ganz verschiedenen Tätigkeiten: in unserem Handeln, Sprechen, in unseren Kreationen. Aber die Art und Weise, wie wir denken - und damit meine ich unsere Denkstrategien, die Engpässe, in die wir uns vielleicht manchmal hineindenken, aber auch die großen Intuitionen, die uns manchmal kommen - all das wird in der Philosophie thematisiert. Wenn man philosophiert, dann denkt man über das Denken selbst nach, dann sieht man sich sozusagen selbst beim Denken zu. Das sehe ich in dieser Form bei keiner anderen Disziplin. Deshalb kann man tatsächlich sagen, Philosophie sei die universale Sprache des Denkens.

Die Menschheit der Zukunft

Der Welttag der Philosophie steht jedes Jahr auch unter einem Motto, und dieses Jahr lautet das Motto: The Human of the Future, also der Mensch der Zukunft. Dieses Thema ist hochgradig interessant, da es die beiden Brennpunkte unserer Zeit aufgreift und verbindet, nämlich die Zukunft und den Menschen. Die Zukunft der Menschheit ist in den letzten Jahrzehnten ja tatsächlich immer fragwürdiger geworden und wird heutzutage auch in der breiten Gesellschaft diskutiert - was natürlich auch mit viel Angst behaftet ist: Angst vor Nuklearkrieg, Angst vor Klimakatastrophen, Angst vor der globalisierter Not. Wie wird menschliches Leben in 100 Jahren aussehen? Wie steht es dann um die klimatischen Bedingungen? Welchen Einfluss wird Technologie auf unser Leben haben? Entwickelt sich die Menschheit eigentlich weiter, oder entwickelt sie sich zurück? Aber auch die vielleicht etwas positivere Frage, wie wir uns am besten auf die Zukunft vorbereiten können, und welche Fähigkeiten wir für diese Zukunft brauchen.

Keine Zukunft ohne Menschheit, keine Menschheit ohne Zukunft

Aber was ist eigentlich der Mensch oder die Menschheit der Zukunft? Ich versuche einmal metaphorisch auf diese komplexe Frage zu antworten. Soweit ich sehe, sind wir an einem Punkt angelangt, wo die Menschheit und die Zukunft, und damit meine ich die Zukunft des Lebens auf dem Planeten (und das heißt natürlich auch unseres Lebens) - wo Menschheit und Zukunft nicht mehr ohne weiteres miteinander vereinbar sind. Bisher haben Menschheit und Zukunft sozusagen immer gut nebeneinander gelebt, der Zukunft war es egal, was die Menschheit machten, und die Menschheit hatten einen eher metaphysischen Begriff der Zukunft und war sich selbst ihre eigene Zukunft. Jetzt aber kommen die beide nicht mehr ohne einander aus: wenn die Menschheit sich nicht ändert, wird es für die Zukunft des Lebens sehr schwer, und wenn die Zukunftsaussichten sich nicht ändern, wird es irgendwann sehr schwer für die Menschheit. Deshalb denke ich, müssen wir das Menschsein als solches überdenken. Dazu gehört auch, dass wir gewisse Reflexe ablegen. Bisher war die menschliche Antwort auf die Frage "Warum machst du das?" meistens einfach "Weil ich es kann!". So funktionieren wir seit jeher: wir machen Dinge, um uns selbst zu beweisen, dass wir sie können - ohne Rücksicht auf die Kosten unserer Handlungen. Wir bauen Atombomben, weil wir es können. Wir etablieren einen globalisierten Markt, weil wir es können. Wir fliegen ins Weltall, weil wir es können. Ich bin der Meinung, dass die Menschen der Zukunft lernen müssen, nicht alles zu machen, was sie können. Denn das können wir uns nicht mehr leisten.