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Fräie Mikro

Künstlerinnen und Musiker brauchen Kulturfrequenzen

Was unsichtbar ist, wird gerne übersehen. Dazu gehören auch Frequenzen. Sie sind aus physikalischen Gründen limitiert. Aber der Bedarf ist groß. Auch Musiker und Künstlerinnen brauchen sie für ihre Funkmikrofone oder In-Ear-Systeme. Doch wie werden Frequenzen verteilt? Dazu eine Analyse von Jochen Zenthöfer, der sich seit Jahren für Frequenzen für Künstler einsetzt.

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3 min

Endlich wieder Live-Kultur, endlich wieder Großveranstaltungen! Europa atmet auf. Die neuen Pandemiegesetze erlauben Events mit vielen Teilnehmern. Tourneen werden geplant. Das sind fantastische Neuigkeiten.

Doch neben der trotzdem noch bestehenden Corona-Gefahr gibt es eine weitere Gefahr für alle, die gerne Spektakel erleben: Der Kultur könnten ihre Frequenzen abhanden kommen.

Frequenzen für Künstler und Musiker sind in Gefahr

Manch einer mag sich jetzt fragen, weshalb denn Kultur Frequenzen braucht. Das ist schnell beschrieben. Künstler und Musikerinnen brauchen die sogenannten UHF-Frequenzen für den störungsfreien Betrieb von Funkmikrofonen, In-Ear Systemen und Talkback-Systemen. Also für Mikrofone, die Sängerinnen bei ihrem Auftritt in der Hand halten oder auch den berühmten "Knopf im Ohr". Auch andere haben Bedarf an diesen Frequenzen, etwa Messeveranstalter oder Universitäten, sogar Kirchen bei Prozessionen.

Ohne Frequenzen würde Europa kulturell verarmen. Doch das UHF-Frequenzspektrum für Künstler und Musiker ist in Gefahr. Bisher nutzen sie das Band zwischen 470 und 694 MHz. Dieser Bereich wird neben der Kunst auch vom Rundfunk für die terrestrische Verbreitung seiner Fernsehprogramme genutzt, also den Empfang über die Hausantenne. Das Zusammenspiel zwischen Kultur und Rundfunk klappt seit Jahrzehnten gut.

Doch inzwischen haben andere Gruppen ein Auge auf den Bereich geworfen. Dazu gehören das Militär und auch der Mobilfunk. Die große Frage lautet: Wer darf künftig die UHF-Frequenzen nutzen? Verliert die Kultur ihre Kulturfrequenzen? Setzt sich das Militär durch?

Militär und Mobilfunk wollen mehr Frequenzen

Über die Zukunft des Bandes wird auf der nächsten Weltfunkkonferenz entschieden. Sie findet 2023 in Dubai statt. In den nächsten Monaten werden Luxemburg und seine Nachbarländer eine Position dazu entwickeln. Das geht am besten gemeinsam, denn Frequenzen machen nicht an Ländergrenzen halt. Luxemburg sollte sie nicht anders nutzen als Frankreich oder Deutschland. Dann würde man sich in Grenzgebieten gegenseitig stören.

Lobbyisten vom Mobilfunk und vom Militär versuchen nun - in ganz Europa - Einfluss auf die Politik zu nehmen. Sie wollen mehr Frequenzen haben, obwohl sowohl Mobilfunk wie auch Militär bereits gut ausgestattet sind. Und der Mobilfunk kann das Problem seiner Funklöcher ganz einfach mit verbesserten Antennen lösen. Und zum Militär sei gesagt: Im Kriegsfall finden sowieso keine Live-Konzerte mehr statt.

Den drohenden Verlust der Live-Kultur in Europa müssen wir verhindern. In Deutschland hat sich dazu eine "Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen" unter Leitung des ZVEI e. V., des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie, gegründet, in der viele Gruppen engagiert sind. Dazu gehören ARD, ZDF, die Künstlerinitiative "SOS - Save Our Spectrum" und das Unternehmen Sennheiser.

Ähnliche Initiativen gibt es in Frankreich und Großbritannien. Gemeinsam wollen Künstlerinnen, Musiker und andere die Kulturfrequenzen sichern. Hoffentlich gelingt es ihnen.


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