Türen öffnen, statt Mauern zu bauen
Der junge amerikanische Dirigent Roderick Cox will „Türen öffnen, statt Mauern zu bauen“. „Aufgewachsen in einem Haushalt mit nur einem Elternteil, wo der Zugang zu einer klassischen Musikausbildung eigentlich nicht möglich war, kam es mir nie in den Sinn, dass ich eines Tages ein professioneller Dirigent werden könnte“, erzählt der in Georgia geborene Roderick Cox. Gegen alle Widerstände findet er den Weg an die Musikhochschule in Columbus. „Die Musik hat mich dort gefunden, wo ich war, und mich dahin gebracht, wo ich heute bin“, sagt der inzwischen in Berlin lebende Dirigent.
Als Dirigent international gelobt
Die Presse lobt den „flüssigen Dirigierstil“ von Roderick Cox. Er ist Gewinner des Sir Georg Solti Conducting Award 2018, den höchsten seiner Art für einen amerikanischen Dirigenten. Er hat in den letzten Jahren bei einer Reihe von renommierten Orchestern debütiert, darunter das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Cincinnati Symphony Orchestra, die BBC Philharmonic und als Gastdirigent leitet er wiederholt Orchester in Malmö, Washington, Dresden, London, Paris oder Los Angeles. Als Operndirigent leitet Roderick Cox Produktionen an den Opernhäusern von Houston, San Francisco, Washington oder Montpellier.
Klassische Musik kann zum sozialen Denken anregen
Roderick Cox ist überzeugt: „Klassische Musik ist nicht nur eine Kunst, mit der wir uns wohlfühlen sollen, sondern sie sollte auch zum sozialen Denken anregen, Ungerechtigkeiten aufzeigen, unsere Freiheit fördern und die Menschen miteinander verbinden.“ 2018 hat er die Roderick Cox Music Initiative ins Leben gerufen, ein Projekt, das Stipendien für junge farbige Musiker aus unterrepräsentierten Gesellschaftsschichten bereitstellt und ihnen die Teilhabe an Instrumenten, Musikunterricht und Sommercamps ermöglicht. „Indem wir jeden Menschen mit einbeziehen und die Musik miteinander teilen, können wir den Konzertsaal zu einem Zufluchtsort und sicheren Hafen für alle machen, die ihn betreten.“ Roderick Cox und seine Initiative sind Gegenstand der Dokumentation „Conducting Life“.
Entscheidung für eine Laufbahn als Dirigent
Seinen Master im Fach Dirigieren macht Roderick Cox an der Northwestern University in Illinois. Über die Zeit erzählt er: „Als ich in Chicago studierte, wollte ich eigentlich Musiklehrer werden – bis ich eines Abends nach einem langen Unterrichtstag mit anderen Musikstudierenden zum Abendessen ging und wir ein Trinkspiel spielten. Die Frage lautete: „Welches Stück würdest Du gerne dirigieren, bevor Du stirbst?“ Ich sagte: „Tschaikowskys 4. Sinfonie“. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich Dirigent werden musste“. Schon 2012 wird er Musikdirektor und Chefdirigent des Alabama Symphony Youth Orchestra. Nur ein Jahr später wird er in Aspen mit einem Preis ausgezeichnet und ist Stipendiat der Chicago Sinfonietta. 2016 holt ihn Osmo Vänskä zum Minnesota Orchestra und macht ihn zu seinem Stellvertreter. 2018 zieht er dann nach Berlin um.
Ein großer Fan von Brahms, Strauss und Tschaikowsky
Roderick Cox liebt besonders die Musik von Johannes Brahms, aber auch die von Puccini, Strauss und Tschaikowsky. Er ist überzeugt, dass „wir durch Musik uns selbst und unsere Gefühle besser verstehen können. Sie bringt uns auch anderen näher und hilft uns, die Menschheit besser zu verstehen. Durch das Studium der Musik habe ich viel über meinen emotionalen Kompass sowie über die Sprache, die Kultur und den Glauben anderer Menschen gelernt. Musik kann unterhalten, sie kann provozieren, sie kann Fragen stellen, und sie kann auch Antworten geben.“ Und weiter betont der junge Dirigent: „Es gibt nichts Schöneres als eine Aufführung zu spielen. Er sei ein großer Tennisfan, und wenn man den Tennisspielerinnen und Spielern beim Üben zusieht, scheint es manchmal wie langweilige, mühsame Arbeit. Sie arbeiten am richtigen Schlag, an der richtigen Technik und daran, das Tempo des Balles zu antizipieren. Wenn es dann zum Match kommt, ändert sich alles durch das Publikum, die Bedingungen und die Person auf der anderen Seite des Netzes. Das Gleiche gilt für uns Musikerinnen und Musiker während eines Auftritts.“