Literatur aus Japan Haruki Murakami - Erste Person Singular

In "Erste Personal Singular" erinnert Haruki Murakami an zufällige Begegnungen in seinem Leben. Es sind rätselhafte Geschichten, die sich jeder Logik entziehen, aber eine starke Anziehungskraft ausüben.

Angelika Thomé / cbi

Buchkritik Haruki Murakami - Erste Person Singular

"Erste Person Singular" hat Haruki Murakami seinen neuen Erzählband genannt. Mit der ersten Person Singular -, also mit "Ich" - beginnt die erste Geschichte und die letzte. Dieser Ich-Erzähler, der den Leser durch alle acht Geschichten führt, gibt sich als Haruki Murakami zu erkennen. Sei es, dass er sich namentlich einbringt, auf seinen Beruf und seine Bücher verweist oder auf seine weithin bekannte Vorliebe für Jazz und Baseball.

Mit dem biographischen Bezug bedient der 72-jährige Autor das öffentliche Interesse an seiner Person, bzw. das Bild, das er schreibend von sich selbst erschaffen hat. Vor diesem Hintergrund lesen sich insbesondere die Geschichten, in denen es um Masken und Verkleidungen geht, als Referenz an dieses doppelte Spiel.

Das Erinnern an das Vergangene

Allen Erzählungen gemeinsam ist, dass sie als Rückschau aufgebaut sind. Das erlaubt dem Ich-Erzähler eine selbstkritische Haltung zu den Ereignissen, an die er sich zurück erinnert. Denn, so heißt es gleich zu Beginn:

"Erinnerungen sind nicht sonderlich zuverlässig. Wer mag mit Sicherheit zu sagen, was in der Vergangenheit wirklich passiert ist?"

Die Geschichten bilden Ausschnitte aus unterschiedlichen Lebensphasen ab. Sie erzählen von zufälligen Begegnungen und merkwürdigen Vorkommnissen, von Täuschungen und Enttäuschungen.

Vor allem aber geht es um die nachträgliche Einordnung: Im Rückblick erhalten Beiläufigkeiten, Zufälle und Irritationen eine neue Bedeutung und Parallelen werden sichtbar.

Doch diese Erkenntnisse stehen per se auf tönernen Füßen, denn sie basieren "nur" auf Erinnerungen. Es sind letztendlich Konstrukte, geschaffen von einem ordnenden Verstand auf der Suche nach Erklärungen für das, was nicht plausibel erscheint.

Miteinander verflochtene Erzählungen

Die acht Geschichten bilden ein enges Geflecht. Immer wieder gibt es Schnittpunkte. "Mitunter berührt allein ein Name einen Menschen bis in sein tiefstes Inneres", heißt es beispielsweise im ersten Text, im vorletzten stiehlt ein sprechender Affe, der in einem Thermalbad arbeitet, den Menschenfrauen, die er liebt, ihre Namen.

Auch wenn die Geschichten bisweilen so unglaubwürdig klingen, dass selbst der Erzähler sich skeptisch dazu äußert, übt gerade das Unerklärliche und Irrationale eine starke Anziehungskraft aus, sowohl auf den Erzähler wie auf den Leser.

Der Verstand, so heißt es in einer der Geschichten, ist dazu da, "unverständliche Dinge verständlich zu machen". Mit dem Verstand kommt man den Erinnerungen des Ich-Erzählers, der sich als Haruki Murakami ausgibt, nicht bei.

Die rätselhaften Geschichten entziehen sich jeder Logik, obwohl der Ich-Erzähler vermeintlich versucht, Klarheit hinein zu bringen. Auch das ist Teil des doppelbödigen Spiels, das Haruki Murakami in "Erste Person Singular" auf meisterhafte Weise mit dem Leser treibt.

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Kultur / / Angelika Thomé
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